Auswertung des Elternfragebogens zur Betreuung von Kita Kindern in der aktuellen Corona – Situation

Die Zwischenauswertung des Fragebogens erzeugte ein gemischtes Bild. Während Eltern, Elternbeiräte und auch die Politik sehr positiv auf unsere Umfrage reagierten, war die Reaktion der Träger auf der Trägersitzung des Kreises, auf der wir die Ergebnisse der Umfrage vorstellten sehr negativ.

Viele Familien mit Kindern im Kita-Alter stellt die Corona-Krise mit der Schließung von Kindertagesstätten mit einem gleichzeitigen Kontaktverbot v.a. zu den Großeltern vor eine große Herausforderung. Weder die Politik, die (lokalen) Medien noch die Träger der Kindertageseinrichtungen sind dabei daran interessiert, wie es den Kita-Kindern und deren Eltern aktuell geht. Der JAEB Euskirchen kennt über seine Mitglieder eine Vielzahl von Familien und weiß über die unterschiedlichen Schwierigkeiten dieser Situation. Der Informationsfluss ist dennoch sehr beschränkt und uneinheitlich. Aus diesem Grund hat der JAEB einen digitalen Fragebogen erstellt, um auf diese Weise schnell und ohne den Bruch des Kontaktverbots möglichst viele Familien zu erreichen und um deren Lage zu erfahren.

Die Fragen orientierten sich dabei an einem ähnlichen Fragebogen des JAEB Oberhausen und wurden nur in einigen Punkten angepasst. Trotzdem sollte eine mögliche Vergleichbarkeit (z.B. urban vs. ländlich) der Ergebnisse erhalten bleiben. Der Landeselternbeirat hat einen ähnlichen Fragebogen landesweit verteilt. Aus diesem Grund wurde die Umfrage des JAEB Euskirchen zum 6. Juni 2020 beendet. Zudem markiert dies das Ende des Betretungsverbots von Kitas in NRW. Ab dem 8. Juni 2020 können Kinder in reduziertem Umfang wieder in die Kita.

Der Link zu dem Fragebogen wurde durch die sozialen Medien (v.a. Facebook, WhatsApp) am 27. April 2020 verteilt. Am 5. Mai 2020 wurde eine Zwischenauswertung erstellt und diese auf der Homepage und Facebook veröffentlicht. Dabei wurden zwei Fehler begangen, welche in dieser Auswertung behoben wurden: 1) Die Zahlen der Frage 4 zur Inanspruchnahme der Notbetreuung („Ja, nehmen sie nicht wahr“ bzw. „Ja, nehmen sie wahr“) wurden vertauscht. D.h. es nahmen deutlich weniger Familien die Notbetreuung wahr als angenommen. 2) Die Frage 16 zu den Ängsten der Familien, wurde versehentlich nicht in die Zwischenauswertung aufgenommen. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Fazit

Obgleich der Fragebogen nicht repräsentativ für die Familien mit Kindern im Kita-Alter im Kreis Euskirchen ist, so erlaubt seine Auswertung erstmals die Situation der Familien im Kreis zu beurteilen: es geht ihnen nicht gut mit dieser Situation. Es belastet die Eltern (Frage 10, 12) und ihre Kinder (Frage 11) ungemein. Nur jeweils die Hälfte können eine Notbetreuung in Anspruch nehmen (Frage 4) oder zu Hause Arbeiten (Frage 7). Mehr als die Hälfte schafft es dabei nicht die Betreuung vollständig abzudecken (Frage 6) und ist in Folge darauf angewiesen, die Hilfe von Freunden, Bekannten, Verwandten und auch Großeltern anzunehmen (Frage 5) und Arbeit in die Freizeit zu verlegen (Frage 8).

Die Familien fühlen sich dabei oftmals wenig von außen unterstützt. Sei es mit Arbeitsmaterialien aus der Kita (Frage 9) oder mit Information oder Interesse von Seiten der Politik (Fragen 13, 14).

Dabei ist es wichtig den Kindern die Möglichkeit zu Entfaltung zu geben. Sie brauchen Input, Ideen, anderes Kinderlachen. Sie wollen ihren Geburtstag mit ihren FreundInnen feiern und sich aneinander messen, beim Rennen und Springen, beim Malen und Singen.

Es ist wichtig die Bedürfnisse der Eltern und Kinder (Frage 15) aber auch deren Ängste (Frage 16) ernst zu nehmen. Sie dürfen sich nicht allein gelassen fühlen. Leider tun sie das viel zu oft in dieser Zeit (Fragen 9, 14).

Reaktion auf die Veröffentlichung der Zwischenauswertung

Die Zwischenauswertung wurde neben der Veröffentlichung auf der Homepage des JAEB Euskirchen und auf Facebook auf Bitten des Jugendamts in der Trägersitzung am 29. Mai 2020 vorgestellt. Die Reaktion der Träger war eher negativ. Bemängelt wurde hierbei die fehlende Rücksprache mit den Trägern und die nicht gegeben Repräsentativität. Zudem wurde u.a. mit Verweis auf das Schreiben des Landeselternbeitrats (LEB NRW) darauf hingewiesen, dass die Betreuung der Kinder vornehmlich Aufgabe der Eltern sei und Kitas nur Unterstützung bei der Betreuung und Bildung bieten würden. Es wurde zudem betont, dass es zu Bedauern wäre, dass Eltern nicht im Stande seien ihre Kinder zu betreuen. Eine weitere Diskussion wurde in der Trägersitzung abgelehnt und auf November verschoben.

Der JAEB möchte hier folgende Stellungnahme abgeben: Sowohl in der Zwischenauswertung als auch in dieser abschließenden Auswertung der Umfrage wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die Umfrage NICHT repräsentativ ist und auch nicht sein kann. Dies war nie unser Ziel. Dies kann der JAEB aus ehrenamtlichen Eltern, vor allem in diesen Zeiten nicht leisten. Hauptaugenmerk stand in der Erstellung eines Stimmungsbildes. Im Kreis Euskirchen war es allein der JAEB, der die Sorgen und Nöte der Eltern und Kinder im Kreis erfahren wollte. Weder das Jugendamt noch die Träger haben ähnliches versucht. Leider hat der JAEB keine Möglichkeit alle Eltern zu erreichen, da wir hierfür auf die Mitarbeit des Jugendamts, der Träger und der Kitas angewiesen sind. In der Regel wird dies mit Verweis auf die DSGVO stark beschränkt und/oder die Tätigkeiten des JAEB stark kontrolliert. Eine Vertretung der Eltern im Sinne des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) wird dadurch wesentlich erschwert.

Als Interessensvertreter der Elternschaft des Kreises Euskirchen gemäß §§ 9a und 9b  KiBiz verstehen wir unsere Aufgabe nicht darin, ausschließlich Umfragen durchzuführen, welche sich nach den Vorstellungen der Träger richten. Unser Interesse war es  die Meinung der Eltern des Kreises einzufangen und diese kundzutun. Dieses Vorhaben haben wir anhand des Fragebogens umgesetzt. Es steht hierbei auch ganz klar außer Frage, dass die Ergebnisse dieser Umfrage dazu geeignet sind Missstände und Versäumnisse aufzudecken. Die Eltern und Kinder haben sich allein gelassen gefühlt. Nur die Hälfte hatte Kontakt zu ihren ErzieherInnen. Obwohl das Familienministerium am 11. Mai in seiner Aussendung deutlich darauf hingewiesen hat, dass Kitas regelmäßigen Kontakt per Telefon oder Video zu den Kindern halten sollen, wurde dies von Seiten der Träger nicht in gleicher Nachdrücklichkeit kommuniziert, wie die im selben Schreiben genehmigte Sommerschließung. Gerade wenn 20% des Personals als gefährdet gelten und nicht in der Notbetreuung eingesetzt werden können, ist es für den JAEB schwer zu verstehen, warum von diesem Teil der Belegschaft solche Aufgaben nicht übernommen werden konnten. Schließlich war nach unserem Kenntnisstand, kein/e ErzieherIn von Kurzarbeit oder Jobverlust bedroht.

Die Träger haben Recht, wenn Sie darauf hinweisen, dass die Erziehung vorrangig in der Verantwortung der Eltern liegt (§2 KiBiz). Dessen sind sich die Eltern bewusst. Dennoch haben die Kindertageseinrichtungen einen eigenständigen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag. Darin liegt ihre Kernaufgabe (§3). Zudem ist es die Aufgabe der Kindertageseinrichtung ihr Bildungsangebot so zu gestalten, dass es auf die individuellen Belange und Lebenslagen der Familien berücksichtigt (§13, Absatz 2). Außerdem leisten sie einen Beitrag zur Chancengleichheit (§13, Absatz 4).

Der JAEB fragt sich, ob und in welcher Form die Träger und Kitas diesen Aufgaben nachgekommen sind. Als Vertreter der Eltern, welche durch die Elternbeiträge und ihre Steuern einen wichtigen Anteil zur Finanzierung der Kitas leisten, aber auch aller BürgerInnen, sind wir daran interessiert zu wissen, was in dieser Zeit geleistet wurde.

Der JAEB ist dabei stets an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Trägern und dem Jugendamt interessiert und steht gerne und jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.

 

Download der vollständigen Auswertung:

Download JAEB Auswertung Coronafragebogen